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Mein liebster See

Der Nesenbach aus den Vaihinger Honigwiesen spielte trotz gelegentlicher verheerender Hochwasser nie eine Rolle für die Gewerbeentwicklung der Stadt Stuttgart. Allerdings war der Bach Jahrhunderte lang ein wichtiger Trinkwasserlieferant. Mit jeder neu gefassten Quelle wurde dem Nesenbach Wasser in seinem Oberlauf entzogen. Den Müllern fehlte deshalb das „Aufschlagwasser“ für ihre Wasserräder. Ihrer Beschwerde ist es unter anderem zu verdanken, dass im Jahre 1566 der Pfaffensee mit dem nach dem Herzog benannten Christophstollen als Abfluss in der Heslacher Heidenklinge angelegt wurde. Für mehr Nutzwasserzufluss in den Nesenbach sorgte ferner die Anlage der Seen am Katzenbach und am Steinbach im Jahre 1812, des Bärensees 1618, durch Stauwasser des Bernhardsbaches und des Neuen Sees (1826) im Quellgebiet der Glems.

Im Zuge der Anlage des Neuen Sees, dem mittleren der drei, hatte Karl August Friedrich von Duttenhofer an der Heidenklinge einen Aquädukt errichtet. Dieser leitete Trinkwasser aus den Quellen des Nesenbachtales, nahm ungefiltertes Seewasser auf und führte es zur Stadt in den Behälter an der Hohe Strasse. Auch nach dem Bau des Seewasserwerks an der Hasenbergsteige wurde das nunmehr filtrierte Seewasser nur in das Nutzwassernetz eingespeist, obwohl es durchaus zum Kochen verwendet werden konnte. Obwohl Stuttgart sein Wasser heute, das heisst seit 1918, überwiegend aus dem Bodensee bezieht, bleiben die Wildparkseen ein Reservespeicher für die Landeshauptstadt. Und sie bleiben ein idyllischer Platz in meiner näheren Umgebung und sind mir als Dreigestirn, als drei Kilometer lange Seenkette der liebste See.


Seit einigen Jahren ist jedoch zu beobachten, wie das Gebiet zunehmend vernachlässigt wird. Umgeknickte Bäume bleiben einfach liegen, das Ufer rutscht an manchen Stellen ab. Ein Gutachten bestätigt mittlerweile den schlechten Zustand des Naturschutz- und Naherholungsgebietes zwischen der Universität Vaihingen und dem Schloss Solitude. Die Qualität des Wassers nimmt ab. Durch niedergetretene Uferstellen gelangt zu viel Erde in die Seen. Andererseits sind die Seen ein Naturschutzgebiet, das als Flora-Fauna-Habitat (FFH) der Europäischen Union gemeldet ist. Im Rahmen dessen müssen einmal Pflegepläne erarbeitet werden, was wohl ab dem Jahre 2005 geschieht. Der Reiz der Seen liegt auch darin, dass man überall nah ans Wasser gehen kann. Deshalb sollten alle Besucherinnen und Besucher vorsichtig mit dem Ufer und dem Bestand der Wildparkseen umgehen. 250 Pflanzenarten gedeihen ringsum. Der Neue See und der Pfaffensee sind etwa 5 Hektar gross, der Bärensee umfasst 4,1 Hektar.