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Mein liebster Berg

Blick von Heudorf zum Bussen

Es gibt viele interessante und mir liebste Plätze in unserem Land. Zu den drei besonderen Plätzen zählen aber der „Venusberg“, eine Jurascholle bei Aidlingen-Lehenweiler mit besonderer Vegetation und Aussicht, der geschichtsträchtige Hohenstaufen, der mich auch zu den Spuren zu meinem „angenehmsten“ politischen Geschlecht der deutschen Geschichte führt und der Bussen - ja der „heilige Berg Oberschwabens.“

Die rund 200 Meter, mit denen der waldige Rücken (767 m ü. NN) östlich von Riedlingen das wellige Umland überragt, können ihm den mehrfach überlieferten Rang als einen heiligen Berg nicht eingebracht haben. Und auch die Kirche oben auf der Kuppe wohl auch nicht, denn es gibt landauf, landab viele Kirchen und Kapellen in einer vergleichbaren Lage, z.B. auf den etlichen Michaelsbergen (wie bei Untergrombach) und die auch schöner sind.


Es muss wohl das unvorstellbare Alter sein, das den Bussen weit über das Geografische hinaus heraushebt. Aus dem Tertitär stammend, war dieser Berg schon vorhanden, als vor 11.000 Jahren die Gletscher aus den Alpen vorstiessen und die heute so grüne oberschwäbische Hügellandschaft formten. Etwa zehn Meter hoch stand die Kuppe des Bussen in der unermesslichen Eiswüste des Rißtalgletschers, der den Berg an drei Seiten umschloss.

Für die Menschen der Frühzeit waren so markante Höhen den Göttern nahe, weshalb man dort Kultstätten errichtete. Viel spricht dafür, dass schon die Kelten, die uns auf der anderen Seite der Donau, die Heuneburg hinterlassen haben, etwa 500 Jahr vor unserer Zeitrechnung oben auf dem Bussen ihren Hauptgott verehrten. Auch die Alamannen siedelten auf Höhen ihre Götter an, die dann vermutlich im 2. oder 3. Jahrhundert die Nachfolge auf dem Bussen antraten. So fanden die christlichen Missionare seit dem siebten Jahrhundert eine Tradition vor, die sie nicht ungenutzt liessen – der Bussen blieb der Berg des Erhabenen. Eine Basilika im Besitz des Klosters Sankt Gallen ist hier oben erstmals 805 nachgewiesen, zur Regierungszeit Karls des Grossen also, dessen Gemahlin Hildegard, der Überlieferung nach, auf dem Berg zu Hause war.

Spätestens seit dem 9. Jahrhundert nutzen die weltlichen Herren die exponierte Lage. Reste von zwei ausgedehnten mittelalterlichen Burgen zeugen noch heute davon. Seit dem frühen 16. Jahrhundert gilt die Wallfahrt zur schmerzhaften Muttergottes. Damals baute man auch ein Gotteshaus, dessen Chor als auch der historische Turm in den Neubau der Wallfahrtskirche von 1960 einbezogen sind.


An klarsichtigen Tagen liegt der Reiz eines Aufstiegs vom Parkplatz am oberen Ortsrand von Offingen aus in einer unvergleichlichen Fernsicht, die von Ulm bis an den Bodensee und die Alpen reicht und das ganze oberschwäbische Land einschliesst – Seele lächle. In der Kirche liegen lebensbetonende, nachdenkliche Sprüche und Werke, wie „Tradition heisst nicht, die Asche aufheben, sondern die Flamme weiterreichen.“ Der Bussen ist nur eine andere Schreibung für das Wort „Busen“ und bezeichnet in der Sprache der Alten allgemein eine Erhebung. Da „r“ /„s“ lautverwandt sind, taucht das Wort auch als „Burren“ auf.